Maßnahme:
Der Zentrale Omnibusbahnhof Berlin wurde am 27. Mai 1966 als „Omnibus-Bahnhof am Funkturm“ in Betrieb genommen. Seitdem fanden keine durchgreifenden Instandsetzungen, geschweige denn Erneuerungen, statt. Aufgrund des wachsenden Fernbusverkehrs war der ZOB vollständig überlastet und sanierungs- sowie erweiterungsbedürftig.
Seit der Liberalisierung des Fernbusverkehrs (Novelle des Personenbeförderungsgesetzes) im Jahr 2013, haben sich die An- und Abfahrten am ZOB innerhalb von wenigen Jahren mehr als verdreifacht. Vor dem Einbruch am Reisemarkt aufgrund der COVID-19-Pandemie wurden am ZOB rund 160.000 Busse von rund 15 Reisebusunternehmen pro Jahr abgefertigt. Fast 6 Millionen Fahrgäste pro Jahr nutzen sowohl die Reisebuslinien als auch den Gelegenheitsverkehr (Stand Ende 2017). Dadurch hat der ZOB als zentraler und touristischer Anfahrtspunkt für die deutsche Hauptstadt enorm an Bedeutung gewonnen.
Im Auftrag der Senatsverwaltung des Landes Berlin, wurde das Architekten- und Ingenieurbüro Die Brücke beauftragt durchgreifende Umstrukturierungen hinsichtlich des Bauwesens, der Funktionalität und Logistik des ZOBs zu planen:
Entwickeln eins neuen Verkehrskonzeptes (gemäß EU-Fahrgastverordnung) sowie der Kapazitätserweiterung auf 33 Haltestellen. Durch die Neustrukturierung ist nun jeder Bahnsteig als Einzelbahnsteig konzipiert und damit unabhängig voneinander nutzbar. Bus-Rangierfahrten werden vermieden und somit die Betriebssicherheit optimiert. Die Verkehrsfläche ist mit Regenwasserrigolen ausgestattet, um die teilweise Versickerung des Regenwassers ins Erdreich umweltgerecht zu ermöglichen.
Neubau der Verkehrsleitstelle für die IOB (Internationale Omnibusbahnhof Betreibergesellschaft mbH) mit Neben- und Funktionsräumen an neuer exponierter Stelle, so dass die Verkehrsleitung zum ersten Mal direkten Sichtkontakt zum Busfahrpersonal an der Ein- und Ausfahrt sowie über die Verkehrsfläche erhält.
Neubau eines 2-geschossigen unterkellerten Gebäudes, welches Warte- und Aufenthaltsbereiche, öffentliche sanitäre Anlagen, Service und Informationsstellen, Gastronomie mit Food-Court, Reisebedarf sowie Lounge- und Serviceräume beinhaltet. An dem Neubau werden außerdem 19 Vogelnistplätze integriert und alle Glasfassaden mit Vogelschutz (Anprallschutz) ausgestattet.
Neben der Erhöhung der Kapazitäten ist die deutliche Verbesserung der Service- und Aufenthaltsqualität ein wesentliches Ziel der Baumaßnahme: Die gesamte Verkehrsanlage ist hell, transparent, gendergerecht und barrierefrei ausgestattet, d.h. sie ist für die Öffentlichkeit stufenlos und in allen Bereichen mittels taktilen Leitsystems erreichbar. Außer den Informationsmöglichkeiten in der neuen Wartehalle und an der Verkehrsleitstelle werden die Bushaltestellen außerdem mit „Text to Speech“ Informationssäulen für Sehbehinderte ausgestattet.
Am ZOB, dem zentralen Omnibusbahnhof der Hauptstadt, wird auch der Kunst eine große Bedeutung zugeschrieben. Mit der Kunst am Bau soll die „Willkommenskultur“ Berlins gestärkt und ein Beitrag zur Begrüßung aller Fahrgäste am ZOB umgesetzt werden.
Im Rahmen der Baumaßnahme „Umbau und Kapazitätserweiterung ZOB“ wird die Gesamtanlage unter laufendem Betrieb umgebaut. Mit Abschluss der Baumaßnahme (voraussichtlich Ende 2022) wird der ZOB ein moderner, attraktiver und leistungsfähiger Anfahrtspunkt für die Gelegenheitsverkehre sowie Fernbus-Linienverkehre geschaffen sein.